Lage: Lok. Casèra de i Rónch de Pian de Fontana – Gemeinde Longarone (BL)
Zugang: von Soffranco (S.S. 251, 6 km von Longarone entfernt) fährt man durch das Val del Grìsol bis Pónt de la Costa Granda (3,5 Km); Nach der Brücke geht es auf der Forststraße rechts durch das Val dei Ross hinauf (Markierungen in Richtung Rifugio Pian de Fontana); Nach etwa 1 km parkt man (bei Pont dei Ross, 765 m Seehöhe). Wanderweg CAI 520 bis ins Bergdorf Casèra de i Rònch auf 1.388 m Seehöhe (1.30 – 2.00 h).
Landschaft – Beschreibung: Das Val del Grìsol liegt im Nordosten des Nationalparks, und es wartet mit einer sehr reichen Natur und einer interessanten Geologie, Vegetation und Geschichte auf. Es ist ein Quertal des Valle del Maè (in das es in der Ortschaft Soffranco mündet) und ein idealer Zugang in den Nationalpark. Auf den zahlreichen Wanderwegen erreicht man die eindrucksvollsten und schönsten Zonen auf der Schiara Gruppe. Das Val del Grìsol und seine vielen Seitentäler (wie z.B. das Val dei Róss) haben dicht bewaldete und oft sehr steile Hänge, aber auch Wiesenebenen. Der Reichtum dieser Täler war schon immer ihr Wald. Aber nicht nur, denn trotz der schwierigen morphologischen Gegebenheiten findet man hier auch mehrere Almen, die früher während der Sommermonate genutzt wurden. Um die auf diversen Ebenen liegenden Weiden möglichst intensiv zu nutzen, waren die (in Privat- oder öffentlichem Besitz stehenden) Almen in “Trauben” aufgeteilt und durch eine Reihe von Pfaden miteinander verbunden. Sobald die tiefer liegenden Wiesen abgegrast waren, hat man das Vieh auf diesen Wegen auf die nächsten, höher gelegenen getrieben. Da die Almwirtschaft mittlerweile völlig aufgegeben wurde, breitet sich der Wald mehr und mehr auf den einstigen Almweiden aus, teilweise hat man sie aber auch geplant beforstet.
Das Val del Grisol gehört zur Gemeinde Longarone und nur auf einem Abschnitt auch zum Nationalpark.
Bauzeit: unbekannt.
Architektonische Merkmale: mittlere/kleine Almsiedlung. Historisch und landschaftlich sehr interessant.
Siedlungsform (Beschreibung der Gebäude)
Die Siedlung besteht aus mehreren Gebäuden, die auf gleicher Höhe liegen und mitten auf einer großen und abschnittweise sehr steilen Wiese relativ eng zusammenstehen: die Bauelemente auf der Alm (auf der im Sommer bis zu 100 Stück Vieh lebten) umfassen zwei Ställe (einen offenen und einen geschlossenen), eine Hütte mit einem Lagerraum für die Milchprodukte und eine Milchstation. Diese Bauten bestehen zum Teil aus Ziegeln und zum Teil aus Holz, sie haben Blechdächer, und die baulichen Merkmale richten sich grundsätzlich nach den verfügbaren Ressourcen.
- Die Hütte hat einen großen Raum, der als Esszimmer und Küche diente und in dem sich auch die Feuerstelle befand, über der man die Milch aufkochte und zu Käse verarbeitete. Von der Küche aus gelangte man in die sogenannte „Caneva”, einen Raum voller Regale zur Lagerung der Käselaibe. Dieses kleine Lager hat einige schmale Öffnungen, und um zu verhindern, dass der Käse zu sehr austrocknete, musste man diese mit Stoff abdichten.
- Die beiden Ställe, einer aus Holz und der andere aus Ziegeln, haben einen rechteckigen Grundriss und Satteldächer. Um die Reinigungsarbeiten zu erleichtern, ist der Stallboden leicht abfallend und an den beiden schmäleren Seitenwänden befinden sich große Türen, durch die das Vieh in den Stall gelangte. Innen findet man rechts und links eine nicht allzu große Bretterwand, und darüber einen Dachboden, oder besser einen Heuboden. Dort lagerte man etwas Heu für stürmische Tage, an denen das Vieh nicht im Freien weiden konnte, oft diente er aber auch als Schlafplatz für die Hirten.
- Die Milchstation (“Casel del lat”), das heißt der Raum, in dem man die Milch nach dem Melken frühmorgens und am Abend lagerte, liegt getrennt von den anderen Räumen. An der Ostwand hatte sie eine große Öffnung (ursprünglich mit Holzrahmen zur Lüftung, um die Innentemperatur möglichst kühl zu halten), und auch die anderen gemauerten Wände haben mehrere Lüftungsöffnungen, durch die aber die Sonnenstrahlen nicht in den Raum gelangten. Im Inneren gibt es eine oder mehrere Zementwannen (ursprünglich waren es Holzwannen), in die man das eiskalte Wasser einer nahen Quelle oder eines Bach zum Kühlen der frischen Milch verwendete.
Ursprüngliche Nutzung – Erhaltungszustand / heutige Nutzung
Strukturen für die Almwirtschaft (Viehställe und Unterkünfte für die Senner, Milchstation, Räume für die Milchverarbeitung und Lager für die fertigen Produkte), in relativ gutem Erhaltungszustand (die Bauten wurden letztmals 1945 saniert), seit 1958 nicht mehr genutzt.
Anmerkungen
Die Alm “Malga I Ronch“, Etappenziel einer der zahlreichen historischen Almtouren in dieser Gegend, war mit den Almen “Pian de Fontana” (1632 m, heute in Berghütte umfunktioniert) und “La Cengia” (1346 m) verbunden (alle drei Besitz der Gemeinde Longarone).
Der Weg von I Ronch nach La Cengia wurde erst kürzlich vom PNDB im Rahmen großangelegter Instandhaltungsarbeiten der Wege im Val dei Ross wieder hergestellt.
Früher wurden bis zu 100 Stück Vieh nach I Ronch aufgetrieben, wo sie etwa 40 Tage lang weideten (gleichzeitig trieb man eine kleinere Herde auf die La Cengia Alm, wo es nur viel kleinere Strukturen gab). Danach ging es auf die höher gelegene Ebene “Pian de Fontana” (und von hier trieb man die Kälber in die noch höher gelegene Zone Van de Zità auf 2.030 m Seehöhe, ein wunderschönes Gletscherbecken an dessen Südrand die Reste einer Steinhütte zu sehen sind). Beim Almabtrieb war I Ronch neuerlich Station, und hier endete auch die Almsaison (auf den Gemeindealmen dauerte sie von 1. Juni bis 7. September).
Casèra de i Rónch wurde bis 1958 betrieben, und die Alm Pian de Fontana bis 1968.
Literaturverzeichnis
De Vecchi G. – Tre aspetti delle attività silvopastorali nel Longaronese prima del 1963, Istituto Bellunese di Ricerche Sociali e culturali, Serie “Quaderni”, N.3; Tip. Piave, Belluno 1977.
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