Lage: Lok. Candàten – Gemeinde Sedico (BL)
Zugang: Straße SS 203 Agordina (13 Km von Belluno entfernt)
Landschaft – Beschreibung: Die im Nationalpark liegende Zone Valle befindet sich am Cordevole. Kurz bevor dieser Fluss ins Val Belluno und dort in die Piave mündet, fließt er durch ein enges Tal (auch Canale d’Agordo genannt) zwischen den Berggruppen Schiara und Monti del Sole.
Die Anlage in Candàten liegt auf 420 m Seehöhe leicht erhöht neben der Fahrstraße. Die Gebäude bilden einen nach O geöffneten Hof, und dahinter erheben sich die Felswände am Fuß des Pala Alta. Landschaftlich ist dieser Ort sehr interessant, denn er besteht aus einer sanften grünen Ebene inmitten einer felsigen und rauen Bergwelt, und wohl auch deshalb hat die Siedlung eine intensive visuelle Wirkung. Candàten liegt etwa 13 km von der Provinzhauptstadt Belluno entfernt im Gebiet des Nationalparks und im Gemeindegebiet Sedico.
Bauzeit: unbekannt (erstmals schriftlich erwähnt wurde der Bau in einem Dokument aus dem Jahr 1208, als Pilone Nosadani ihn an die Domherren von Belluno verkaufte).
Architektonische Merkmale: Der Weiler Candaten besteht heute aus drei um einen Hof angeordneten Gebäude und der San Giacomo Kapelle mit achteckigem Grundriss. Einst diente die Struktur als Unterkunft für Reisende, und sie zeigt auch heute noch ihre ursprünglichen architektonischen Merkmale (Landarchitektur) und zum Teil auch ausgesprochen raffinierte Details. Historisch und architektonisch sehr wertvoll.
Siedlungsform (Beschreibung der Gebäude)
Die ursprüngliche (und bis heute erhaltene) Siedlung ist gegen Osten und somit gegen die Cordevole Straße geöffnet: die Gebäude sind so angeordnet, wie sich bereits im Grundbuch “Cattastico dei beni di Vedana” (1768) abgebildet waren; das Haupthaus steht parallel zur Fahrstraße und die S. Giacomo Kapelle ganz im Süden; die einzige Variation im Vergleich zu der Zeichnung von 1768 ist das viereckige Gebäude am Hofeingang. Das ehemalige Hospiz zeigt alle typischen Merkmale der Belluneser Landarchitektur: ein mächtiges Holzportal mit robusten gemauerten Seitenpfeilern an der Fassade schützt die Eingänge zu den internen Räumen, und eine externe Holztreppe führt auf den Balkon im ersten Stock hinauf; von dort hat man Zutritt zu den Zimmern im Obergeschoss. Eine interessante Loggia mit großen Bögen (wie sie für Herrenhäuser typisch sind) und ein in 3 Elemente unterteiltes Pultdach schließt das Gebäude gegen Süden und somit gegen das Oratorium ab. Letzteres ist durch einen Steg mit der Kirche verbunden, dieser Steg ist aber nicht an den Balkon angeglichen; er diente nur als Zugang zum kleinen Glockenturm. Die sehr schlichte Kapelle hat einen achteckigen Grundriss und in ihrem Inneren sieht man die Reste von Wandmalereien, auf denen die Hospize im Val Cordevole abgebildet waren.
Ursprüngliche Nutzung – Erhaltungszustand / heutige Nutzung
Ehemaliges Hospiz, heute Sitz des staatlichen Forstkorps, ist sehr gut erhalten.
Anmerkungen
Die Geschichte der Siedlung in Candaten ist eng mit der der Hospize verbunden, die an der Straße nach Agordo standen.
Im Mittelalter waren die Hospitales sehr verbreitet. Generell wurden sie vom Bistum errichtet oder betreut und sie hatten nicht nur eine religiöse sondern auch eine karitative Funktion gemäß den christlichen Prinzipien. Damals war Candaten eine wichtige Etappe auf dem Weg, der dem Cordevole entlang in Richtung San Pellegrino Pass führte. Die Route war so beschwerlich, dass es auf dem Abschnitt zwischen Peron und Muda drei dieser Herbergen gab: den Komplex in Vedana, und die beiden von dort kontrollierten Hospize S. Giacomo di Candaten (vermutlich das älteste aller drei) und S. Barolomeo d’Agre.
Das Haupthospiz war ohne Zweifel das in Vedana. Es gibt Dokumente, aus denen hervorgeht, dass die Zone bereits um das Jahr 1000 den Domherren in Belluno gehörte. Unter der Leitung eines Ordensbruders wurde die Herberge von der dort heimischen christlichen Bevölkerung betrieben. Die Hospize hatten präzise moralische Aufgaben gegenüber den Reisenden, und diese waren sogar in eigenen Statuten festgehalten. Die Tatsache, dass es keine soliden religiösen Grundlagen gab, wirkte sich jedoch sehr negativ auf diese Einrichtungen aus, und in Kürze verfielen sie mehr und mehr. Bei einem letzten Versuch zur Sanierung hatte man die kleineren Hospize dem von Vedana angeschlossen, aber auch diese Maßnahme zeigte keine positiven Ergebnisse, und so wurde die Brüderschaft zu Beginn des XV. Jahrhunderts aufgelöst. Übrig blieb schließlich nur mehr der Prior.
Vor Kurzem hat der Nationalpark den thematischen Weg „Via degli Ospizi” (Weg der Hospize) angelegt. Er führt von der Kartause in Vedana bis ins Valle Imperina und ist diesen interessanten antiken Herbergen gewidmet, die den Wanderreisenden im Val Cordevole (einer sehr wichtigen Nord-Sued-Passage in den Dolomiten) im Mittelalter als Unterkünfte dienten. Hinweise und Infotafeln entlang dem Weg und an den wichtigsten „Etappenzielen”.
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