Lage: Ortschaft Vedana – Gemeinde Sospirolo (BL)
Zugang: über die Ortschaften Ponte Mas (Anreise aus Belluno oder Agordo) und Mis (Anreise aus Feltre und auf der “Pedemontana” Straße).
Landschaft – Beschreibung: das Kloster liegt auf 430 m Seehöhe am Fuß des Piz di Vedana am Eingang ins Val Cordevole und über der Zone “Masiere”. Die landschaftlich einmalige Position bietet der Kartause auch die notwendige Abgeschiedenheit. Der Komplex ist etwa 10 km von Belluno entfernt. Er gehört zur Gemeinde Sospirolo und auch zum Nationalpark.
Bauzeit: Baubeginn war im Jahr 1456; in den Jahren nach 1882 wurden die letzten Ausbau- und partiellen Renovierungen durchgeführt.
Architektonische Merkmale: Klosteranlage des Kartäuser Ordens; der architektonische Komplex zeugt von den Besonderheiten des Klosterlebens, das heißt von den strengen Regeln und „Bräuchen” der Kartäuser, die zwar einer Klostergemeinschaft angehören aber dennoch in völliger Isolation leben. Das Modell des Klosters in Vedana inspirierte sich an einem idealen Schema, das angeblich vom Kartäuser Antonio Arlotti entworfen wurde. Man hat es anschließend den landschaftlichen Gegebenheiten und der Natur angepasst. Die heute sichtbaren Strukturen gehen auf Ausbau- und Renovierungsarbeiten nach 1882 zurück, d.h. nach jenem Jahr, in dem der Prokurator der Kartause Pavia den Komplex kaufte. Das partielle Projekt stammt vermutlich vom Architekten Francois Pichat. Historisch und architektonisch sehr wertvoll.
Siedlungsform (Beschreibung der Gebäude)
Die Klosteranlage zeigt sich mit einer strengen und sehr schlichten Architektur, und das auch trotz der aufwändigen Zubauten im 19. Jahrhundert. Nur die Kirche, der Garten und der externe Kreuzgang präsentieren sich monumentaler (Überlieferungen nach soll Palladio die “Scala d’Onore” (Ehrentreppe) aus Stein aus Trient und die darüber liegende Gallerie geplant haben). Die Räumlichkeiten und der Komplex entsprechen den Vorgaben einer Kartause und dem Leben der Mönche. Es gibt drei Hauptstrukturen: Den großen Kreuzgang mit den Türen zu den Zellen der Mönche und des Priors; diese sind auf zwei Etagen angeordnet, und an jeder ist ein Buchstabe zu finden, der sich auf einen auf der jeweiligen Eingangstür aufgeschriebenen Bibelspruch bezieht; Traditionell befand sich hier die Grabstätte der Kartäuser. Den kleinen Kreuzgang, um den die gemeinschaftlich genutzten Räumlichkeiten liegen, wie die Kapelle, die Sakristei, der Chor, das Kapitel, der Speisesaal und die Bibliothek. Der sogenannte “Chiostro dei conversi”, das heißt ein Platz, der mit dem Leben außerhalb des Klosters in Verbindung stand. In der Mitte der ganzen Anlage verbindet die Kirche die Zone der Mönche mit der der “Konvertiten”. Im Rahmen der Renovierung im 19. Jahrhundert baute man die Friedhofskapelle “Cappella della Compassione”; sie liegt nördlich direkt neben dem Friedhof und an der Klostermauer.
Ursprüngliche Nutzung – Erhaltungszustand / heutige Nutzung
Kartause im Jahr 1456. Nach Abschaffung des Ordens im Jahr 1768 wurde das Kloster in einen Bauernhof umfunktioniert. Im Grundbuch von 1847 ist angeführt, dass die Struktur nach wie vor als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt wird, und ein Teil des Komplexes ist als aufgelassenes Konvikt klassifiziert. Im Jahr 1882 wird die Kartause neu aufgebaut und saniert, und der heutige Aspekt der Anlage geht auch auf eine partielle neuere Renovierung zurück. Im Jahr 1977 wurden die Mönche in andere Klöster umgesiedelt, und heute wird die Struktur von einem weiblichen Klausurorden genutzt.
Anmerkungen
Die Kartause Vedana ist aus historischer und architektonischer Sicht das wichtigste Baudenkmal im Gebiet des Nationalparks und eine der wertvollsten Sehenswürdigkeiten überhaupt im Raum Belluno. Die Geschichte der Anlage, die sich in wunderschöner Lage am Eingang ins Val Cordevole und über der Zone „Masiere” befindet, steht eng mit den „Hospitales”, d.h. mit den Hospizen entlang dem Weg nach Agordo in Verbindung. Das Hospiz San Marco di Vedana (im heutigen Dorf S. Gottardo) hatte auch die Führung des Hospizes S. Giacomo di Candaten (erst später gegründet; die ersten schriftlichen Hinweise sind in Dokumenten aus den Jahren 1194 – 1208 zu finden) und des Hospizes S. Bartolomeo d’Agre über. Nach der Errichtung der Kartause waren es nicht mehr die Mönche, sondern die christliche Bevölkerung, die sich in S. Gottardo mit der Landwirtschaft und dem Betrieb der Hospize beschäftigte.
Vor kurzem wurde vom Nationalpark der thematische Weg „La Via degli Ospizi” (Weg der Hospize) angelegt; er führt von der Kartause ins Valle Imperina. Im Mittelpunkt dieser sehr interessanten Route stehen diese antiken Herbergen an der Straße im Val Cordevole, eine der wichtigsten Nord-Süd-Passagen in den Dolomiten. Hinweise und Infotafeln entlang dem Weg und an den wichtigsten „Etappenzielen”.
Literaturverzeichnis
AA.VV. – La Certosa di Vedana. Storia, cultura e arte in un ambiente delle Prealpi Bellunesi, Leo S. Olschki, Firenze 1998.
Bacchetti F., Selle M. – Certosa di Vedana, Pro Loco “Monti del Sole” – Sospirolo (Bl), Tip. Piave, Belluno 1993.
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