I Castei: Fort Sass de San Martìn

I Castei: il Forte del Sass de San Martìn
(foto di: PN Dolomiti Bellunesi)

Verteidigungsanlage

Lage: Lok. I Castei, Sass di San Martœn – Gemeinde Rivamonte Agordino (Bl)

Zugang: S.S. 203 Agordina bis La Muda. Beim Eingang in den neuen Tunnel spaziert man der alten Fahrstraße entlang bis zum Straßenwärterhäuschen (517 m Seehöhe) bei l Pont de I Castei; hier geht eine Militärstraße ab, die über einige enge Kurven den Berg hinauf führt. An der nächsten Kreuzung nimmt man den Weg rechts und kommt in Kürze zum Geschützplatz des Forts (595 m Seehöhe). Wandert man weiter auf der Militärstraße, die über Kurven und durch Tunnels durch das Val Carbonere führt, erreicht man die Zone Pianàz (1.050 m Seehöhe) auf dem Berg über dem  Sass de San Martœn.

Landschaft – Beschreibung:
Die Verteidigungsanlage I Castei befindet sich im Val Cordevole auf dem Sass de San Martœn, einer 630 m hohen Anhöhe im Nordosten der Berggruppe Monti del Sole. Sie steht in strategisch sehr günstiger Position über der Talenge Canale d’Agordo, und von hier aus konnte man somit den Transitweg aus Belluno (S) und aus dem Raum Agordo (N) kontrollieren. Die Anlage ist etwa 20 km von Belluno und 10 km von Agordo entfernt. Sie befindet sich im Gemeindegebiet Rivamonte Agordino und gehört zum Nationalpark.

Bauzeit: 1883-87 (das Fort, der Pfad und die Verteidigungseinrichtungen auf dem Sass de San Martin), 1915 (die Militärstraße auf den Monte Pianàz und die dazu gehörenden Verteidigungseinrichtungen; diese wurden zum Teil gegen Ende des zweiten Weltkriegs ausgebaut).

Architektonische Merkmale:
militärische Verteidigungsstruktur. Historisch sehr wertvoll


Siedlungsform (Beschreibung der Gebäude)
Das Verteidigungssystem besteht aus diversen Bauten und Einrichtungen. Diese wurden in unterschiedlichen Epochen erbaut und sind heute noch relativ gut erhalten. Der zentrale Bau der Anlage „I Castei” ist das “kleine Fort”. Es wurde Ende des XIX. Jahrhunderts errichtet und komplettierte eine Reihe komplexer Verteidigungswerke, die für den Fall eines Angriffs Österreich-Ungarns gedacht waren. Das Fort selbst ist ein massiver Steinbau, der einen kleinen Sattel (fossile Schlucht) auf dem Sass de S. Martin absperrt. Es besteht aus vier großen Räumen mit Ziegeldecke und zahlreichen Schießscharten (Schützen).  Die Zementabdeckung selbst ist heute völlig überwuchert und daher nicht mehr sichtbar. Richtung N befindet sich eine Felshöhle, die als Quartierraum diente, und in der Mitte gab es eine riesige unterirdische Wasserzisterne. Vom Fort weg führt ein Pfad am Südhang des Sass di S. Martin zu den Resten eines weiteren an den Fels geklammerten Baus und  dann auf den Gipfel des Sass, wo früher angeblich eine dem Hl. Martin geweihte Kapelle stand.  Aus einer späteren Epoche stammen die Arbeiten am Südhang, die in den Jahren direkt vor Ausbruch des ersten Weltkriegs fertiggestellt wurden: sie bestehen aus einem Pfad mit einem komplexen Stollensystem (in Anlehnung an den deutschen Ausdruck “Stóll” genannt) und führen auf den Monte Pianaz.


Ursprüngliche Nutzung – Erhaltungszustand / heutige Nutzung
Nicht mehr genutzte militärische Bauwerke, relativ gut erhalten.


Anmerkungen
Ein besonders interessantes Element des lokalen und sehr komplex beschaffenen Verteidigungssystem ist die Sperre “Tagliata di San Martino”, die parallel zum kleinen Fort in der Talenge “Stréta de i Castei” nahe der Brücke stand. Die „Tagliata” sperrte den Transitweg völlig ab und sollte daher einen eventuellen Vormarsch der Österreicher von Norden verhindern. Nach Ausbruch des Krieges kamen diese Strukturen jedoch nie zum Einsatz, ein Teil von ihnen wurde während dem Rückzug und nach der Niederlage bei Caporetto (Karfreit) zerstört.  Auf dem Abschnitt zwischen Pont’Alt und La Muda, dort wo das Tal eine enge Schlucht formte und daher strategisch sehr wichtig war, hat man im November 1917 alle Brücken gesprengt und auch das Fort in die Luft gejagt.
Im  Nationalpark findet man zahlreiche Reste und Spuren des Ersten Weltkriegs. Das Gebiet gehörte in der Zeit zwischen 1814 und 1866 (in diesem Jahr wurde Venetien in Folge einer Volksabstimmung dem Königreich Italien angeschlossen)  zu Österreich, und nach der Kriegserklärung Italiens war es ein strategisch sehr wichtiges Grenz- bzw. Frontgebiet.  Überall im Nationalpark gibt es noch heute Militärstraßen mit nicht extremem aber konstantem Gefälle, großzügig angelegten Kurven und oft imposanten Stützmauern. Die Randpflasterungen waren meist aus Stein, und diese sieht man heute auch noch dort, wo die Wege selbst und die Trassen verschüttet oder abgerutscht sind. Von den Militärgebäuden des Ersten Weltkriegs übrig sind heute das kleine Fort Casei und die Kaserne auf dem Sattel Forcella Moschesin (Ruine).  
Durch diese Gegend führen zwei Themenwege des Nationalparks: “La via degli Ospizi” (Straße der Hospize) und “Vie militari e antiche strade di minatori” (Militärstraßen und antike Straßen der Bergwerke). Der erste Weg führt von der Kartause „Certosa di Vadana” ins Valle Imperina und durchquert die Zone Castei auf dem Abschnitt von Torner zum Fort und dann weiter bergab und auf einer Brücke über das Val Carbonere in Richtung Norden (Hinweise und Infotafeln entlang der Route und an den wichtigsten “Etappenzielen”). Der zweite Themenweg quert die Zone zwischen I Castei, führt auf den Pianaz hinauf und endet in Le Mandre (1373 m Seehöhe); auf dem ersten Abschnitt folgen diese beiden Routen dem gleichen Pfad;  (für diese zweite Route ist die Broschüre “La Montagna dimenticata: vie militari e antiche strade di minatori ” der Serie Itinerari nel Parco Nazionale Dolomiti Bellunesi erhältlich).  


Literaturverzeichnis
AA.VV. – Sass de San Martin, C.A.I. Sezione Agordina,Grafiche Antiga, Cornuda 1993.
Fontanive G. – La Muda Pont’Alt. Vicende di un tratto della rotabile agordina negli ultimi due secoli, Cierre Edizioni , Verona 1996.

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