Lage: Am Eingang ins Val Canzoi (556 m Seehöhe, am rechten Bachufer). Gemeinde Cesiomaggiore (Bl).
Zugang: Von der Ortschaft Arsæn (Feltre) auf einer asphaltierten Straße oder vom Val Canzoi, wo (an der Kreuzung links zwischen Ponte Serra und Le Ave) eine steile und kurvenreiche Straße in das Dorf hinaufführt.
Landschaft – Beschreibung: das Dorf steht auf einer Gletscherterrasse am rechten Ufer des Caorame Bachs im Val Canzoi. Es thront hoch oben über dem Taleingang in einer landschaftlich einmaligen Position, mit den mächtigen Südwänden des Sass de Mura im Hintergrund. Das Dorf Montagne liegt 5 km von Arsæn und 3 km von Soranzén entfernt. Es befindet sich im Gemeindegebiet Cesiomaggiore und am Rand, aber nicht direkt im Nationalpark.
Bauzeit: unbekannt.
Architektonische Merkmale: ländliche Siedlung, die ihre ursprüngliche Gestalt fast unverändert beibehalten hat, mit wertvollen Beispielen der traditionellen Bauweise („Case a ballatoio di tipo feltrino”). Historisch und landschaftlich sehr wertvoll.
Siedlungsform (Beschreibung der Gebäude)
Trotzdem das Dorf auch heute noch bewohnt ist, hat es seine ursprüngliche Gestalt unverändert beibehalten, und seine wirklich besondere Struktur ist auf die morphologischen und klimatischen Gegebenheiten zurückzuführen. Die Häuser stehen wie „Adlerhorste” auf einer schmalen Gletscherterrasse, und sie sind so angeordnet, dass alle genügend Sonneneinstrahlung erhalten. Durch das Dorf führt eine Reihe von Gassen, und man findet auch mehrere kleine Terrassen, die für den Gemüseanbau genutzt und von wunderschönen Trockenmauern abgestützt werden. Gemäß den antiken Regeln (die vorgaben, dass man soviel Ackerboden als möglich erhalten musste) findet man andere Gebäude linear und auf gleicher Ebene neben den Wohnhäusern aufgereiht. Die Bauten sind alle nach Süden ausgerichtet, um das Sonnenlicht voll nutzen zu können. An der Rückseite sind die gemauerten Wände „geschlossen” und an der Vorderseite, das heißt dem Tal zu, „offen” und mit den charakteristischen „Ballatoio” (Holzbalkonen). Diese dienen einerseits als Treppen, um in die oberen Etagen und rechts und links liegenden Räume zu gelangen, und andererseits nutzte man sie zum Trocknen von Getreide, Nüssen, Bohnen, etc. Bei den linear angeordneten Häusergruppen (wie die ganz oben) präsentiert der Wohntrakt die typischen Merkmal der lokalen Architektur: auf drei Seiten geschlossen und gegen Süden auf den Balkon hin offen; mit einer Küche und Abstell- und Lagerräumen im Erdgeschoss und den Schlafzimmern im Obergeschoss. Die Toiletten wurden grundsätzlich im Freien gebaut. Über dem Stall findet man meist einen Heuboden. Die Holzbalkone dienen als Treppen ins Obergeschoss und als Verbindung zwischen den einzelnen Raumen.
Ursprüngliche Nutzung – Erhaltungszustand / heutige Nutzung
In der Zwischenkriegszeit lebten viele Familien im Dorf. Es hatte mehr als 100 Bewohner, die vor allem von der Herstellung und dem Handel von Holzkohle lebten. Heute haben nur mehr zehn Personen ihren festen Wohnsitz in Montagne. Einige Häuser wurden vor kurzem saniert, die Dorfmitte selbst ist aber in baufälligem Zustand und diverse Bauten sind praktisch nur mehr Ruinen.
Anmerkungen
Ein charakteristisches Merkmal des traditionellen “Casa Feltrina” ist, dass sich der Wohn- und Arbeitstrakt in ein und demselben Bau befinden. Dieser präsentiert sich somit als langgezogene Struktur. Im Erdgeschoss sind der Stall, Lagerräume und die Küche, und im Obergeschoss die Schlafzimmer und der Heuboden (über dem Stall). Die ersten Stufen der Außentreppe sind normalerweise aus Stein. Der Balkon (“Ballatoio”) reicht über mehrere Etagen hin und ist der Eingang zu den einzelnen Zimmern.
Primär war der Holzbalkon („Ballatoio) zum Trocknen von Getreide und Hülsenfrüchten gedacht. Er ist aber auch ein ästhetisch sehr ansprechendes Element der Häuser in Montagne mit abwechselnden vertikalen und horizontalen Rhythmen. Einerseits ist er Lager und Trockenraum und andererseits dient er als Korridor bzw. Eingang in die einzelnen Zimmer. Gleichzeitig schützt er natürlich das Haus. Wie bereits erwähnt, ist der Balkon mitunter Korridor und Treppe zwischen den Wohnräumen, denn es gibt keine internen Verbindungen. Der “Ballatoio” des traditionellen Hauses in Feltre wird von oben durch eine Reihe von Holzlatten gesichert. Das Geländer besteht aus einer Reihe von vertikal angeordneten Holzleisten. Normalerweise ist er zwischen 150 und 120 cm breit, denn dieser Abstand genügt, um die Hausmauer vor Regen und anderen klimatischen Einflüssen im Winter zu schützen, und gleichzeitig gelangt auch das Sonnenlicht noch in die Räume. Und im Sommer schützt er die Fassade und die Zimmer natürlich vor der Hitze. Links und rechts ist der Ballatoio oft mit Holzlatten abgeschlossen, die den Wind abhalten. Am Boden hat der Balkon (Treppen, Stützen) grundsätzlich nur steinerne Elemente, denn so wird verhindert, dass die Struktur zu viel Feuchtigkeit aufnimmt. Manchmal hat man unter dem Balkon im Erdgeschoss auch kleine Raume geschaffen, in denen die Haustiere Unterschlupf finden oder in denen das Werkzeug abgestellt wird.
Literaturverzeichnis
AA.VV. – Abitare in campagna – Il Feltrino, Italia Nostra sezione di Feltre, Marsilio Editori, Padova 1967.
AA.VV. – I segni dell’uomo sulle montagne di Feltre, Fondazione G. Angelici, Stampa Cleup, Padova 1995.
Cuccagna A., Migliorini E. – La casa rurale nella montagna bellunese, CNR Ricerche sulle dimore rurali in Italia, vol. 26, Leo S. Olschki, Firenze 1969.
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