Die Weiden

Vette Grandi, weidende Kühe
(photo von: E. Vettorazzo)

Bis nach dem zweiten Weltkrieg war die Rinder- und Schafzucht eine der wichtigsten Einnahmequellen für die Menschen im Raum des heutigen Nationalparks.
Eine rationelle Futterwirtschaft setzte eine sehr bewusste Nutzung der Weiden im Hochgebirge und in tieferen Lagen voraus. Im Mai begann der Auftrieb, das heißt die Senner führten das Vieh aus den Tälern auf die höher gelegenen Weiden. Dort standen die sogenannten „Casere” oder „Maiolere”, das sind kleine Steinbauten mit Stroh-, Schindel- oder Steindächern, die als Ställe und Heuboden dienten und auch einen Raum zur Milchverarbeitung und einen Wohn- und Schlafraum umfassten. Im Juni trieb man das Vieh dann ins Hochgebirge, wo die besten Almwiesen waren (Buse delle Vette, Hochebene Erera- Brendòl, Conca di Caiada, Pramper-Pramperet, etc..). Normalerweise waren diese Almen in Kollektiv- oder Gemeindebesitz. Die Herden umfassten zwischen 100 – 150 Tiere und wurden von den “Malgari” (Sennern) überwacht; diese wiederum unterstanden dem “Capovachèr” oder „Condutor de montagna”, der unter anderem oft für die Käseherstellung zuständig war. Die Nächte verbrachte das Vieh in offenen Unterständen (“Pendane, Mandre, Teàz”), und diese standen abseits der eigentlichen Almhütte, wo man die Milch zu Butter und Käse verarbeitete.
Die Weiden in schwerer zugänglichen Zonen wurden meist von den Schafherden genutzt, und erst im Spätsommer (ab September), wenn die Rinder bereits ins Tal abgetrieben waren, führte man auch die Schafe auf die saftigen Hochgebirgsweiden hinauf.
Die Schäfer stammten großteils aus dem Gebiet Lamon, und ab Oktober zogen sie mit ihren Herden zur Überwinterung vom Bergland nach Süden bis in die venetische und friauler Tiefebene. Die Nationalparkverwaltung legt sehr großen Wert darauf, der alpinen Landwirtschaft neuerlich eine Chance zu geben und das Leben der Bergbauern zu verbessern: die Sanierung der Almen, der Bau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie und die Installation von innovativen Geräten zur Milchverarbeitung im Hochgebirge sind nur einige der Maßnahmen, die man ergriffen hat, um die Almwirtschaft zu fördern und ihr neue Impulse zu geben.

Vette Grandi Alm – Reifung des Käses
(photo von: Gianni Poloniato)