Der Nationalpark und die Landwirtschaft

Der Nationalpark der Belluneser Dolomiten unterstüzt die Berglandwirtschaft

Eine der Aufgaben eines Schutzgebietes ist (gemäß Rahmengesetz Nr. 394 aus dem Jahr 1991) der “Schutz der Land- und Weidewirtschaft”.
Wie im gesamten Alpenraum verzeichnete man auch im Nationalpark einen dramatischen Rückgang der Landwirtschaft, das heißt die Zahl der Bauern und Landwirtschaftsbetriebe nahm stark ab (siehe Graphik).
Um diesem Trend entgegenzuwirken, um die Landwirtschaft zu fördern und um neue Anreize für den primären Sektor im Nationalpark zu setzen, hat man zahlreiche Projekte gestartet. Diese konzentrieren sich grundsätzlich auf die folgenden vier Bereiche:

1. Planung und Verwaltung
Um die Aktivitäten des primären Sektors auf nachhaltige Weise planen zu können, hat man Studien und Analysen der agro-silvo-pastoralen Komponenten des Nationalparks durchgeführt, und im Detail das “Spezialprojekt Waldwirtschaft” hinsichtlich der Forste und das “Spezialprojekt zur Sanierung von Almen, Wiesen und Weiden“.  
Eine weitere in diesen Bereich passende Maßnahme war das “Projekt Grasschnitt”, das durch Mittel der Stiftung Cariverona im Jahr 2009 gestartet werden konnte.   

2. Förderung der Almwirtschaft
Die Almwirtschaft ist im Sommer die wichtigste landwirtschaftliche Aktivität im Nationalpark. Anstatt eine Reihe von Finanzierungen zu gewähren, hat man beschlossen, Investitionen bei der Restaurierung und Sanierungen von Almen zu tätigen und so die Infrastrukturen und die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bauern zu verbessern. Im Rahmen der Arbeiten konnte man durch das Projekt “Fossil free erneuerbare Energiequellen einführen und einen weiteren Beitrag zum Umweltschutz leisten.  

3. Schutz der agronomischen Biodiversität
In den Bergen wird die Landwirtschaft oft noch auf traditionelle Weise betrieben und man baut unter anderem Arten an, die es in der intensiven Landwirtschaft schon lange nicht mehr gibt.
Um diese Artenvielfalt und diesen genetischen und kulturellen Reichtum zu erhalten, startete man die Projekte “kultivierte Biodiversität” und “Brauweizen“.

4. Förderung der biologischen Landwirtschaft und des Anbaus von typischen und lokalen Arten
Der erste Schritt war die Erfassung der traditionellen Landwirtschaftsprodukte im Nationalparkgebiet. Dies erfolgte im Rahmen des Slow Food Atlas, der 2002 erschien.
Die landwirtschaftlichen Klein- und Kleinstbetrieben stehen vor einem großen Problem, denn sie haben keine ausreichenden Mittel, um eine entsprechende Werbung für ihre qualitativ exzellenten Produkte zu betreiben. Aus diesem Grund startete der Nationalpark die Initiative “Carta Qualità”, und Produkte, die präzisen und strengen Qualitätsstandards (PDF) entsprechen müssen, können so mit dem Logo des Parks auf den Markt gebracht werden.
Zur Förderung der biologischen Landwirtschaft hat der Nationalpark ein Projekt ins Leben gerufen, im Rahmen dessen die Betriebe finanzielle Beiträge für die Kosten derZertifizierungen erhalten. Oft ist es genau diese finanzielle Hürde, die es den Kleinbetrieben nicht ermöglicht, ins europäische Kontrollsystem einzusteigen.
Gemeinsam mit den landwirtschaftlichen Fachverbänden werden in Feltre und Belluno Märkte unter dem Motto “vom Bauern direkt zum Verbraucher” organisiert, und im Kulturzentrum “Piero Rossi” gibt es ein Geschäft, in dem man Produkte der lokalen Landwirtschaft kaufen kann. Dort findet man auch Artikel aus anderen italienischen Nationalparks, die mit ähnlichen Initiativen die Bauern ihrer Region unterstützten wollen.