Bug hotel: ein Haus für die Insekten

Ziele


Eines der im Park aufgestellten Bug Hotels

Das Projekt, das Ergebnis einer Vereinbarung zwischen dem Park und zwei privaten Akteuren: “Unifarco per il territorio” und “Dolomia”, plant an 4 Standorten des Parks die Aufstellung von Bug Hotels (Insektenhotels): Holzstrukturen, die den verschiedensten Insektenarten wie Wildbienen, Schmetterlingen, Marienkäfern und Florfliegen (Insekten mit durchsichtigen Flügeln, die sich von Blattläusen ernähren) Unterschlupf bieten.
Im Park ist die natürliche Umwelt intakt, und an Unterschlüpfen für Insekten fehlt es nicht; die Aufstellung der Bug Hotels hat somit eine didaktisch-erzieherische Aufgabe, da sie die Beobachtung der Insekten vereinfacht und die Aufmerksamkeit der Parkbesucher auf das Problem des Rückgangs der Bestäuber lenkt und auf die grundlegende Bedeutung, die diese kleinen Tiere für das Überleben des Menschen auf der Erde haben.

Retten wir die Bestäuber!

Sehr viele Pflanzen benötigen für ihre Fortpflanzung Bestäuberinsekten.
Außer der Honigbiene gibt es Tausende von Bestäuberarten: Wildbienen, Schwebfliegen (kleine farbige Mücken, die Wespen nachahmen), Schmetterlinge und Käfer.


Die Bestäuberpopulationen erfahren derzeit einen dramatischen Rückgang


In Europa gibt es 2.000 Bestäuberarten, die das Vorkommen von 78% der Wildblumenarten und 84% der Kulturpflanzen-Arten gewährleisten.

Ohne Bestäuber hätten wir z. B. keine Äpfel, Zitrusfrüchte, Erdbeeren, Bohnen, Gurken, Tomaten und Paprika.
Die von Bestäubern ermöglichte Agrarproduktion in Europa hat einen Wert von 15 Milliarden Euro jährlich.
Heute verzeichnen wir einen Rückgang der Bestäuber und Insekten im allgemeinen. Gründe hierfür sind die Zerstörung von Naturräumen, Umweltverschmutzung, der übermäßige Einsatz von Pestiziden in der intensiven Landwirtschaft.
In Europa ist jede zehnte Bienen- oder Schmetterlingsart vom Aussterben bedroht.

Die Alpen sind eines der Gebiete, das am reichsten an Bestäubern ist, mit 600 Wildbienenarten, von denen allerdings die Hälfte vom Aussterben bedroht ist.
Die intakten Naturräume des Parks beherbergen unzählige Bestäuber: jüngste Studien, die in Zusammenarbeit mit der Universität Bologna und der (Stiftung) Fondazione Mach durchgeführt wurden, haben 67 Wildbienenarten und Hummeln allein in den Vette Feltrine und 174 Schwebfliege-Arten im gesamten Park ermittelt.

Die Bug Hotels


Solitärbienen der Gattung Osmia, die ein Bug Hotel benutzen

Bug Hotels sind Holzstrukturen, die mehrere künstliche Unterschlupfarten enthalten (Schilfröhrchen, angebohrte Holzklötzchen, Stroh,…). Diese Unterkünfte werden von verschiedenen Insektenarten für ihre Fortpflanzung benutzt (wie im Falle von zahlreichen Solitärbienen, die in hohlen Stämmen ihre Nester bauen) oder um während des Winters Unterschlupf zu finden (wie im Falle von einigen Schmetterlings- und Marienkäferarten).

Das Projekt sieht die Aufstellung von 4 Bug Hotels an ebenso vielen Orten des Parks vor:

  • Picknick-Bereich Pian d’Avena (Pedavena);
  • Umweltbildungszentrum “La Santina” in Val Canzoi (Cesiomaggiore);
  • Botanischer Garten des Parks Campanula morettiana in Val del Mis (Sospirolo);
  • Malga Pramper (Val di Zoldo).

Nachstehend einige Informationen über Bestäuberinsekten, die Bug Hotels benutzen oder in deren Nähe zu beobachten sind.

Solitärbienen: die Osmia-Arten

Alle kennen die Honigbiene, die in großen Familien lebt; es gibt allerdings auch unzählige Bienen, die alleine leben. Sie werden “Solitärbienen” genannt, da sie anders als die Honigbiene keinerlei Sozialleben haben; davon gehören die am meisten verbreiteten zur Gattung Osmia (im Park sind derzeit 7 verschiedene Arten dieser Gattung bekannt).



Schwebefliegen sind “Mücken” ohne Stachel, die aber in ihrer Färbung Bienen und Wespen nachahmen


Jedes Weibchen der Gattung Osmia sucht nach der Begattung kleine natürliche Hohlräume (wie die von holzfressenden Insekten in Stämme gegrabenen Gänge, leeres Schilfrohr, Felsspalten) oder künstliche Aushöhlungen (wie die der Bug Hotels).

Der Hohlraum wird mit Schlamm ausgekleidet oder mit pflanzlichem Material, das mit Speichel vermischt ist, und in viele kleine Zellen aufgeteilt, wo die Osmia einen Proviant an Nektar- und Pollen ansammelt. In jede Zelle wird ein Ei abgelegt, aus dem eine Larve schlüpft, die sich von dem in der Zelle eingelagerten Vorrat ernährt.
Die Larve verwandelt sich am Ende des Sommers in eine erwachsene Biene, bleibt aber bis zum nächsten Frühjahr in ihrer Zelle; sie kommt dann aus dem Nest, wobei sie die mit Schlamm verschlossene “Tür” aufbricht.

Aus den näher am Ausgang abgelegten Eiern schlüpfen die Männchen, die im Frühjahr vor den Weibchen aus dem Nest kommen, und auf die sie für die Begattung warten.

Einige Arten der Gattung Osmia nutzen für den Nestbau leere Schneckenhäuser, während andere vom Menschen in künstlichen Nesten gezüchtet und an Landwirte verkauft werden, die sie für die Bestäubung ihrer Obstgärten verwenden.

Schwebfliegen: die als Wespen verkleideten Mücken


Parnassius apollo (Roter Apollo): einer der bekanntesten und elegantesten Alpenfalter (Foto Bruno Boz)

Schwebfliegen sind eine Familie der Zweiflügler (somit “Verwandte” der Mücken und Schnaken), die in Form und Farbe Bienen und Wespen nachahmen. Auf diese Weise täuschen sie ihre Jäger, indem sie vorgeben, mit einem Stachel ausgerüstet zu sein, den sie in Wirklichkeit nicht haben (Wissenschaftler nennen diese Art der Anpassungsfähigkeit Batesianische Mimikry).

Erwachsene Schwebfliegen ernähren sich von Nektar und Pollen. Sie sind ausgezeichnete Bestäuber und stehen nach den Hautflüglern (Bienen und Hummeln) an zweitwichtigster Stelle. In kalten Umgebungen wie im Hochgebirge können sie als Bestäuber sogar eine größere Rolle spielen als die Hautflügler.

Schwebfliegen haben die Fähigkeit, wie Hubschrauber im Schwebeflug über den Blüten, die sie bei der Nahrungsaufnahme besuchen, zu verharren.

Im Larvenstadium haben die Schwebfliegen sehr verschiedenartige Essgewohnheiten. Manche Arten sind Fleischfresser und ernähren sich von Blattläusen; es gibt aber auch Larven, die Pilze oder Pflanzen fressen, und zahlreiche Arten sind Saprophage, die von verwesendem organischen Material wie faulendem Holz leben und nur in Wäldern mit alten Bäumen existieren können.

Einige Arten haben Wasserlarven, die mit einem langen Siphon versehen sind, das bis zur Wasseroberfläche reicht und ihnen das Atmen ermöglicht (wegen ihrer Form werden sie auch “Rattenschwanzlarven” genannt). Es gibt weltweit mehr als 6.000 Schwebfliegen-Arten, in Europa leben fast 900 davon, in Italien mehr als 500 und im Park 174.

Schwebfliegen benutzen keine Bug Hotels.

Schmetterlinge: die auffälligsten Bestäuber

Die meisten Schmetterlinge ernähren sich im adulten Stadium von Nektar, den sie den Blüten mit ihrem Saugrüssel entnehmen: ein Mundwerkzeug in Form eines langen eingerollten Rüssels, der ausgerollt wird, um an die in den Blüten enthaltene zuckerhaltige flüssige Nahrung heranzukommen.

Während die Schmetterlinge bei ihrer Nahrungsaufnahme die Pflanzen besuchen, transportieren sie die Pollen von einer Pflanze zur anderen und ermöglichen somit die Fortpflanzung. Jüngste Studien haben ergeben, dass nicht nur die Tagfalter sondern auch die sogenannten “Nachtfalter” eine sehr bedeutende Rolle als Bestäuber spielen.

Zu den Gästen des Bug Hotels gehören auch die Schmetterlinge, insbesondere die Arten, die den Winter im erwachsenen (adulten) Stadium verbringen, wie z. B. das Tagpfauenauge (Aglais io) oder der Kleine Fuchs (Aglais urticae): sie gehören zu den am meisten verbreiteten Arten in Venetien.

Im Nationalpark sind bisher 106 Tagfalter-Arten beobachtet worden (fast 40% der gesamten in Italien vorkommenden Arten) und 435 verschiedene Nachtfalter-Arten.

Von den vorkommenden Tagfaltern sind 12 Arten in Italien oder Europa vom Aussterben bedroht. Sie finden im Park günstige Überlebensbedingungen vor, wie z. B. der Rote Apollo (Parnassius apollo): einer der bekanntesten und elegantesten Alpenfalter. Zum Erhalt der Schmetterlingspopulation hat der Park wieder mit dem Grasschnitt alter verwilderter Wiesen begonnen, um zu vermeiden, dass sich dort Büsche und der Wald ausbreiten und um auf diese Weise Naturräume zu bewahren, die die Fortpflanzung und die Entwicklung der Schmetterlinge begünstigen.

Marienkäfer: die Blattläusefresser

Zu den Gästen des Bug Hotels gehören auch die Marienkäfer.

Diese farbenfrohen Käfer überwintern im allgemeinen als Erwachsene, wobei sie sich zahlreich in kleinen Ritzen und Unterschlüpfen, wie sie das Bug Hotel bietet, zusammenschließen.

Bislang sind weltweit ca. 6.000 Marienkäferarten beschrieben worden; fast alle sind Raubtiere, sowohl im jungen Larvenstadium als auch im adulten Stadium.

Zu ihren bevorzugten Beuten gehören die Blattläuse: Parasiten, die die Pflanzen sowohl mittelbar (da sie sich vom Pflanzensaft ernähren, den sie mit ihren Mundwerkzeugen aus der Pflanze saugen) als auch unmittelbar schädigen, da sie Überträger gefährlicher Virosen sein können und da sich auf ihren zuckerhaltigen Ausscheidungen (Honigtau) Pilze wie Schwarzfäule bilden können.

Marienkäfer tragen dazu bei, die Blattlauspopulation zahlenmäßig zu verkleinern: ein Marienkäfer kann im Laufe seines Lebens sogar 5000 Blattläuse fressen!

Viele Marienkäferarten ernähren sich dagegen von Schildläusen: andere gefährliche Parasiten zahlreicher Kulturpflanzen.

Einige Marienkäfer ergänzen ihre Nahrung auf der Grundlage von Blattläusen auch mit Nektar. Demzufolge können sie Blüten besuchen und, wenn auch im Vergleich zu anderen Insektengruppen (wie Bienen, Hummeln oder Schmetterlinge) in begrenztem Umfang, als Bestäuber fungieren.