Im Rahmen eines ehrgeizigen und innovativen Projekts hat der Nationalpark der Belluneser Dolomiten am 10. Juli 2003 als erster in Europa die Doppelzertifizierung „Umwelt-Qualität ISO 14001 und ISO 9001 (Vision 2000) erhalten – eine absolute Neuheit für ein Naturschutzgebiet.
Bei der Vorbereitung konnte die Effizienz des Nationalparkamtes und der zur Verbesserung geplanten Maßnahmen geprüft werden. Die erfolgreiche Zertifizierung ist eine weitere Garantie für die qualitätsvolle Arbeit des Nationalparks in Richtung Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung.
Die Vorgaben zur nachhaltigen Entwicklung orientieren sich an globalen Prinzipien, die effektiv erzielten Ergebnisse und die Umsetzung der Programme hängen aber von der Arbeit vor Ort ab. Hier sind die Umweltressourcen und die Ressourcen der lokalen Gemeinschaften zu fördern.
Die im Rahmen von Agenda 21 festgesetzten, gemeinsamen Prinzipien müssen auf unparteiliche und offene Weise regelmäßig überprüft werden.
Die Parameter der Umweltprogramme – wie sie in Agenda 21 ausdrücklich vorgegeben sind – stellen unter anderem die Basis für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess gemäß ISO 9001 (Vision 2000) und ISO 14001 dar.
Der Nationalpark bedient sich eines Instruments, das die effiziente und erfolgreiche Umsetzung wichtiger Programme ermöglicht, denn diese bringen konkrete Vorteile für die Belluneser Dolomiten, und gleichzeitig sind sie beispielgebend für alle anderen italienischen Schutzgebiete.
Die ausschlaggebenden Elemente für den Erfolg sind die Einrichtung eines Umweltmanagementsystems und eines Qualitätssystems, die Absichtserklärung zum Schutz von Umwelt und Qualität (Umwelt- und Qualitätspolitik), das System der Prozeduren und Prozesse zur Umsetzung, die Methoden zur Prüfung durch ein externes unabhängiges Organ und das Konzept der Transparenz gegenüber den Bürgern und Betrieben, denen umweltfreundliche und qualitätsvolle Dienstleistungen geboten werden müssen.
Ein anderer und nicht minder wichtiger Vorteil, den man sich durch die weltweit anerkannte Zertifizierung erwartet, ist eine höherer Bekanntheitsgrad des Nationalparks und der umliegenden Regionen.
Gemeinsam mit einer erst kürzlich gestarteten Initiative zur Förderung der Beherbergungsbetriebe in den Nationalparkgemeinden und dem Projekt “Carta Qualità” ist dieser erhöhte Bekanntheitsgrad ein sehr wichtiger Aspekt bei der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen touristischen Angeboten.
Um diese Zertifizierung zu erhalten, erweiterte man die Einrichtung eines integrierten Umwelt-Qualität-Systems; Konkret wurde praktisch jede einzelne Maßnahme und Aktivität des Nationalparkamts durchleuchtet, und man prüfte, ob diese den jeweiligen Branchenvorschriften und den Normen (ISO 9000 und ISO 14000) entsprechen.
Die wichtigsten dabei erreichten Ergebnisse sind:
Extern wirksame Ergebnisse
- Erhalt der offiziell anerkannten Zertifizierungen ISO 9001: 2000 und ISO 14001:1996; dadurch kann das Vertrauen des internationalen Qualitätstourismus erhöht werden, und dies führt zu einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit.
- Übernahme einer gemeinsamen und international anerkannten Kommunikationsweise.
- Garantie für alle betroffenen Parteien, dass der Nationalpark seine Arbeit auf kompetente Weise und mit Hilfe der geeigneten Instrumente erledigt, dabei die Umwelt schützt, die geltenden Vorschriften und Gesetze einhält und um die Verbesserung der Umwelt und der Verwaltung bemüht ist.
Intern wirksame Ergebnisse
- Senkung der Verwaltungskosten durch eine Reduzierung der Kosten, die sich durch eine nicht qualitätsvolle Verwaltung und Umwelt ergeben.
- Gestärktes Selbstbewusstsein des Nationalparkamts.
Die wichtigsten Schritte waren:
- eine detaillierte erste Umweltprüfung, bei der man auf die Ziele des Parks und die Umsetzung der institutionellen Aktivitäten einging
- die Verfassung eines Handbuchs für qualitätsvolle Umwelt und Verwaltung
- die Verbalisierung von Prozeduren für ein aus qualitativer Sicht optimales integriertes Umwelt- und Verwaltungssystem
- die “Kartierung” anhand von Flow-Charts aller Prozesse, die der Nationalpark für ein bestmögliches Umwelt- und Verwaltungsmanagement unternimmt. Diese Flow-Charts liefern einen Überblick über sämtliche Prozesse und ermöglichen ihre “Optimierung”. Außerdem sind sie sehr hilfreiche Unterlagen bei Gesprächen mit den betroffenen Parteien, vor allem mit Ämtern und Körperschaften, mit denen der Nationalpark in Kontakt steht.
Hierbei wurde auch das Personal des Nationalparkamts eingebunden und konnte an zahlreichen Bildungsinitiativen teilnehmen.
Das Anfang 2002 gestartete Projekt wurde von Prof. Dipl.Ing. Pietro Lafratta geleitet. Er ist Dozent für Qualitätssysteme an der Universität für Architektur in Venedig und Lead Auditor bei wichtigsten internationalen Zertifizierungsstellen.
Mit diesem Projekt beweist der Nationalpark den lokalen Gemeinschaften nicht nur, dass man ernsthaft um eine nachhaltige Entwicklung der Region bemüht ist, sondern dass diese Entwicklung auch konkret möglich ist.
In den Industrieländern haben sich sowohl auf privater als auch auf kollektiver Ebene Managementsysteme gefestigt, die sich auf Iso 9000 und 14000 stützen. Dabei zeigte sich, dass eine Überwachung und Kontrolle durch eine Dritte unabhängige Partei hinsichtlich einer kontinuierlichen Verbesserung durchaus gewinnbringend ist.
In Europa ist ein wachsender Zusammenhang zwischen Umweltsensibilität und EMAS-Eintragungen zu beobachten.
Moderne und besonders sensible Lokalbehörden haben das System “Command and Control” seit Jahren verworfen, denn es stützt sich auf das längst überholte Konzept, dass man Vorschriften und Befehle gibt und bei Verstößen Strafen verhängt (diese Logik – wie bereits Manzoni in seinen “Brautleuten” beschrieb – ist grundsätzlich zum Scheitern verurteilt). Man möchte vielmehr eine freiwillige Politik betreiben, die selbst Verantwortung für die Umwelt übernimmt. Konkretisiert hat sich diese Idee durch die vielen ISO 14000 Zertifizierungen und EMAS-Eintragungen in jenen europäischen Ländern, die gegenüber Umweltproblemen besonders aufmerksam sind, und die als erste dieses neue Konzept umsetzten.
EMAS-Eintragung
EMAS ist ein Gemeinschaftssystem gemäß den EU-Richtlinien Nr. 761 aus dem Jahr 2001. Unternehmen und andere Organisationen, die sich an EMAS beteiligen, verpflichten sich dazu, unter Einhaltung aller einschlägigen Rechtsvorschriften einen Prozess der kontinuierlichen Verbesserung der eigenen Umweltleistungen zu organisieren, neue und auf Vertrauen basierende Beziehungen mit Institutionen und Behörden aufzubauen und alle eigenen Mitarbeiter aktiv in das Projekt einzubinden.
Eine an EMAS beteiligte Organisation führt eine erste eigene Untersuchungdurch, die Umweltprüfung. Anschließend definiert sie die eigene Umweltpolitik (durch eine Beschreibung der umweltrelevanten Tätigkeiten) und setzt diese im Rahmen eines Umweltprogramms um. Dieses ist durch wiederkehrende Umweltbetriebsprüfungen zu kontrollieren und in internen Dokumenten zu beschreiben. Die Organisation stellt dann eine Umwelterklärung aus. Diese ist öffentlich und umfasste eine Beschreibung der Umweltpolitik, des Umweltverwaltungssystems und der Ziele der Organisation.
Die internen Dokumente sowie die Umwelterklärung werden von einem unabhängigen, staatlich zugelassenen Umweltgutachter beurteilt. Nach der Validierung, das heißt einer positiven Bewertung, wird die Organisation in ein europäisches EMAS – Register eingetragen.
Die EMAS-Eintragung des Nationalparks der Belluneser Dolomiten ist die logische Folge der Innovations- und Qualitätspolitik des Naturschutzgebietes und mitunter Konsequenz der Zertifizierungen nach ISO 9001 und ISO 14001.
Nachstehend können Sie die Umwelterklärung und die Umweltpolitikerklärung ISO downloaden.